Fachwerkhäuser
restaurieren - sanieren - modernisieren
Lehmputz
und andere Lehmbautechniken aus dem Buch "Fachwerkhäuser restaurieren, sanieren, modernisieren", vom Autor Wolfgang Lenze.Lehm kommt fast überall in Deutschland vor. Man muss nicht tief graben, um ihn zu finden. Meist beginnt die Lehmschicht bereits dicht unter dem Humusboden. Allerdings ist die Lehmqualität regional sehr unterschiedlich. Mal ist er zu sandig, ein andermal zu fett. »Fett« bedeutet hier nicht, dass Öl oder Schmierstoffe enthalten wären, sondern dass er eine hohe Bindekraft hat.
Das alles bedeutet nun aber nicht, dass Sie den Lehm von Ihrem eigenen Grundstück ausheben und verwenden müssen. So wie man ihn vorfindet, ist Lehm nicht sofort einbau-und verarbeitungsfähig. Er muss aufbereitet und je nach Verwendungszweck mit den unterschiedlichsten Zusätzen vermischt werden, z.B. mit Sand, Stroh, Häcksel, Fasern, Tonsplitt, Schredderstückchen, Hobelspänen, Sägemehl, Holzschleifstaub und anderem.
Die Art und Menge der Zuschläge ist abhängig von der Qualität des Lehms und dem Verwendungszweck. Es kommt auf die richtige Mischung und Rezeptur an, damit der Lehm seine positiven Eigenschaften voll zur Geltung bringen kann. Das nötige Know-how haben Fachfirmen, die entsprechende Produkte in großer Vielfalt auf den Markt bringen.
Als die wesentlichsten positiven Eigenschaften wären zu nennen:
- Lehm ist ein mineralischer Baustoff, er ist schadstofffrei und hautfreundlich;
- Lehm benötigt sehr wenig Primärenergie zur Aufbereitung und Verarbeitung;
- Lehm ist hygroskopisch und diffusionsfähig;
- Lehm erhärtet mit dem Austrocknen;
- trockener Lehm wirkt antibakteriell und abweisend gegen Schädlinge;
- Lehm wirkt Luftfeuchte regulierend;
- Lehm wirkt konservierend auf die Balken (Feuchtigkeit im Wandgefüge wird durch den Lehm von den Balken ferngehalten);
- Lehm ist vollständig recycelbar;
- Lehm ist reparaturfreundlich;
- Lehm mit hohem Tonanteil ist unter bestimmten Bedingungen sogar wasserdicht.
Stakung mit Lehmbewurf
Die älteste Form der Ausfachung ist die Stakung mit Strauchgeflecht (Weide/Haselnuss) und Lehmbewurf.Nach dem Aufstellen der Fachwerk-Konstruktion und dem Dachstuhl wurde das Dach gedeckt und die Gefache wurden verschlossen. Die Ausfachung erfolgte früher auf dem Land in Eigenleistung. Alle Mitglieder einer bäuerlichen Gemeinschaft waren daran beteiligt. Es wurden Staken (unten und oben abgeschrägte schmale Eichenbrettchen) gefertigt, Weiden-oder Haselnussruten wurden geschnitten (z.B. Kopfweidenschnitt) und Lehm wurde ausgehoben, gestampft, mit Zusätzen vermischt und einbaufertig vorbereitet.
Die Flanken der horizontalen Fachwerkbalken waren mit Nuten versehen, in die die Staken eingeschoben, mit den Strauchruten verflochten und innen wie außen mit dem Anwurflehm verschlossen wurden. Die Lehmgefachaußenseiten wurden nach dem Austrocknen mit einem Putzträger aus Schilfrohr oder etwas Ähnlichem oder auch nur mit tiefen Einritzungen versehen, bevor sie mit einem zweilagigen Kalkputz balkenbündig verputzt wurden. Die Wandinnenseiten erhielten über die Balken hinweg einen mehrlagigen Lehmputz. Später wurden die Wände innen und außen mit einer Kaseinfarbe (verbesserte Weißkalkfarbe) gestrichen, entweder rein weiß oder eingefärbt. In Kapitel 11 gehe ich ausführlich darauf ein.
Diese Art der Ausfachung ist auch heute noch ebenso sinnvoll und geeignet wie in den vergangenen tausend Jahren. Es ist eigentlich die denkbar beste Lösung, weil die Fachwerk Konstruktion in Verbindung mit diesen Materialien des Wandaufbaues ein ideales Ganzes bildet in Bezug auf die Langlebigkeit des Hauses, das Elastizitätsverhalten der Fachwerk-Konstruktion, das Diffusionsverhalten der Wände, das Wärmedämm-und das Wärmespeicherverhalten der Wände und die Konservierung der Fachwerkbalken. Alle Materialien waren vorhanden und kosteten nichts!
Solche Ausfachungen sind in unserer schnelllebigen, technisierten Zeit aus der Mode gekommen. Andere Materialien passen scheinbar besser zu uns. Doch das täuscht. Wenn man sich im Falle einer Gesamtsanierung zu einer Stakung mit Lehmbewurf entscheidet, verwendet man den besten Baustoff, arbeitet originalgetreu und spart Kosten. Allerdings erfordert diese Art der Sanierung viel Zeit, die man sich aber nehmen sollte.
Obwohl alle benötigten Baustoffe von Fachfirmen angeboten werden, bietet sich das Selbermachen geradezu an. Die Staken sind aus Eichenabfallholz leicht selbst zu fertigen, die Weiden-oder Haselruten kann man auf dem Lande (z.B. Kopfweidenschnitt) oder bei Großgärtnereien meist kostenlos bekommen und den Anwurflehm kann man selbst aufbereiten (Rezeptur und Know-How vermittelt spezielle Fachliteratur). Man kann den Anwurflehm aber auch über die Lehmbaufirmen beziehen. Auch den Kalkmörtel für den Außenputz im Mischungsverhältnis 1:4 (Kalk:Sand) kann man sehr preiswert selber zubereiten (siehe Seite 145ff.).
Nur der Außenanstrich ist wegen der Schadstoffbelastung der Luft heute aufwändiger als früher. Kaseinfarbe ist nicht schwefelbeständig, darum empfehle ich ein mineralisches Anstrichsystem: Silikatfarbe oder ein Anstrichsystem auf Silikonharzbasis. Beide sind sehr dauerhaft und hoch atmungsaktiv (siehe Seite 236 und 237).
Innenseitig sollten die Außenwände – im Unterschied zur ursprünglichen Lösung – zusätzlich mit einer Leichtlehmdämmschicht versehen werden, auf die später ein mehrlagiger Lehmputz aufgebracht wird. Auf die Themen Innendämmung und Putz soll in den Kapiteln 6 und 7 ausführlich eingegangen werden.
Die Innendämmung
Die Innendämmung wird als Sanierungslösung für den nachträglichen Einbau einer Wärmedämmung in ein Fachwerkhaus der Normalfall sein. Wie bereits erwähnt, birgt das einige bauphysikalische Schwierigkeiten in sich, die aber zu lösen sind. Um ihnen wirksam begegnen zu können, muss man berücksichtigen, dass- diese negativen Eigenschaften der Innendämmung nur in der kalten Jahreszeit auftreten, wenn die Außentemperatur unter + 10°C absinkt;
- durch den Einbau der Innendämmung die Außenwand kalt wird. Ihre Temperatur wird nur etwa 3° bis 5°C über der Außentemperatur liegen;
- die Taupunktzone sich auf die ehemalige Innenseite der Außenwand verlagert, das heißt auf die Rückseite der Innendämmung. Hier fällt Wasser aus;
- die ausfallende Feuchtigkeit schnell durch das Wandgefüge nach außen gelangen und abtrocknen kann; andernfalls entsteht Balkenfäule.
Im Fachwerkhaus mit seinen schwierigen Anschlussstellen wie Innenwänden, Dielenfußböden, Holzbalkendecken, Fenstern, Türen, Toren und mit den ständigen leichten Bewegungen des elastischen Holzständerwerks ist es praktisch unmöglich, eine dauerhafte Abdichtung aller Anschlüsse zu gewährleisten – ganz abgesehen von möglichen Beschädigungen durch den späteren Einbau neuer Hausinstallationen. Die landesweiten Sanierungserfahrungen der letzten 50 Jahre haben nur zu deutlich gezeigt, dass eine wirksame Abdich-tung der Innendämmung in Fachwerkhäusern mit Dichtungsfolien auf Dauer nicht zu erreichen ist. Daher sollte man auf diese Dichtungsfolien grundsätzlich verzichten und sich auf die Dampfdiffusion mit entsprechenden Innendämm-Verfahren einstellen.
Erinnern wir uns an die beiden Kernsätze (S.20): »Zement am Fachwerkhaus ist für die Balken wie Karies für die Zähne« und »Die Außenwand muss homogen, hoch atmungsaktiv und hohlraumfrei sein«. Wenn man dies konsequent berücksichtigt, wird auch eine Innendämmung nicht zu Feuchteschäden und Balkenfäulnis führen.
Leichtlehmdämmung - das eingefüllte Dämmaterial wird festgestampft.
Die fertig gedämmte Innenseite der Außenwand
Die Leichtlehmdämmung
Das Material – ein lockeres, feuchtes Füllgut bestehend aus Holzhackschnitzel in einem Lehmbrei als Bindemittel – wird von Lehmbaufirmen einbaufertig angeliefert. Das Füllgut kann auch aus eigenem Lehm selbst hergestellt werden. (Das Know-how zur Aufbereitung des Lehms vermittelt entsprechende Fachliteratur; vgl. S. 251 und 252.) Diese Art der Innendämmung eignet sich besonders für den Selbsteinbau.Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich:- Alle Innenwandbeläge und Verkleidungen entfernen (Tapeten, Zement-, Gips- und Strukturputze, Beläge aus Gipskarton, Schaumstoff und Holzpaneelen – d.h. alle Schichten, die nicht diffusionsoffen sind).
- Prüfen, ob die Ausfachungsmaterialien geeignet sind (siehe auch Kapitel 5), wenn nicht sollten sie gegen geeignete Materialien ausgetauscht werden.
- Anbringen einer Lattenkonstruktion entsprechend der gewählten Dämmschichtdicke von 10–15cm. Die Lattenabstandshalter werden mit nicht rostenden Schrauben an der Fachwerk-Konstruktion befestigt. Der Abstand der vertikalen Latten sollte ca. 30cm betragen.
- Öffnen der Dielung der Holzbalkendecken entlang der Außenwand in einer Breite, die der Dämmschichtdicke entspricht. Die Dämmung muss auch im Bereich der Decken über die Geschosse hinweg die Wand durchgehend bedecken.
- Auftackern einer Schilfrohrmatte auf die Latten der Unterkonstruktion – von unten beginnend, zunächst einmal nur ca. 60cm hoch. Die Schilfrohrmatte dient als Schalung für das Füllgut und als Putzträger für den Innenputz (siehe Abb. 78).
- Einbringen des Füllguts, anschließend mit einer kurzen Latte leicht feststampfen. Danach die Schilfrohrmatte weiter hochführen und verfüllen.
- Im Bereich der Fenster- und Türlaibungen entsprechend breite Brettschalungen anbringen, die nach dem Austrocknen des Füllguts wieder entfernt werden können.
- Nach dem Austrocknen der Dämmschicht wird ein zweilagiger Lehmputz aufgebracht (vgl. auch Kapitel 7).
Dämmen mit Faserdämmplatten
Die Holzweichfaser-Dämmplatte ist ein moderner Dämmstoff, der sich ideal mit den Lehmprodukten kombinieren lässt. Faserdämmplatten sind diffusionsoffen, feuchtebeständig und kapillar wirksam. Sie sind daher sehr geeignet für die Innendämmung von Fachwerkwänden, besonders auch in Verbindung mit Lehmbaustoffen. Die Faserdämmplatten müssen allerdings ganzflächig mit Ansatzlehm hinterlegt und vollflächig angesetzt werden. Ein wesentlicher Vorteil dieses Dämmaufbaus gegenüber der Standard-Lehmbaulösung ist der geringe Feuchtegehalt und damit die kurze Trocknungs- und Fertigungszeit.Die Faserdämmplatten sind in Stärken von 1 bis 6cm erhältlich und können über den Baustoffhandel bezogen werden. Für die Innendämmung von Fachwerkwänden ist eine Dicke von 4 bis 5cm ausreichend. Je nach Gefachausmauerung wird ein U-Wert von 0,7 bis 0,6 erreicht. Ein niedrigerer U-Wert sollte mit einer Innendämmung, besonders bei Fachwerkwänden, nicht angestrebt werden, weil sich durch die Verlagerung der Taupunktzone in die Dämmung hinein Tauwasserprobleme in Extremfällen nicht immer dauerhaft vermeiden lassen. Die homogene Verbindung mit Lehmbaustoffen mindert diese Gefahr allerdings ganz entscheidend, weil der Lehm Feuchtigkeit aufnimmt, schadlos weiterleitet und sie nach außen wie auch nach innen an die Luft abgibt. Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich:
- Alle Innenwandbeläge, Dämmstoffe und Verkleidungen bis auf die Lehm- oder Kalkputzschichten entfernen,
- Prüfen, ob die Ausfachungsmaterialien geeignet sind (siehe Kapitel 5). Ansonsten sollten sie gegen geeignete Materialien ausgetauscht werden.
- Öffnen der Dielung der Holzbalkendecken entsprechend der Dämmschichtdicke.
- Wandoberfläche anfeuchten und Lehmausgleichsputz aufbringen. Der Putz soll eben und fluchtgerecht sein.
- Nach dem Abtrocknen des Lehmausgleichsputzes wird ein dünner Lehmansetzmörtel d ~= 5 mm auf einen begrenzten Wandbereich aufgezogen. Die Dämmplatten werden auf der Rückseite ganzflächig mit dem gleichen Mörtel belegt, auf die Fläche gedrückt und mit Hammerschlägen über ein Querholz ganzflächig angepresst. Die Dämmplatten können vertikal oder horizontal angesetzt werden. Eine zusätzliche, mechanische Befestigung ist nicht erforderlich.
- Nach ca. fünf Tagen kann der Lehm-Unterputz auf die verlegten Faserdämmplatten aufgetragen werden. Gleich im Anschluss wird in die noch feuchte Putzfläche ganzflächig ein grobes Jutegewebe (Armierungsgewebe) eingerieben.
- Nach dem Trocknen des Lehmputzes (ca. zwei bis drei Wochen) kann der abschließende Lehm-Feinputz aufgetragen werden.
Dämmung mit Strohleichtlehmsteinen
Mit dem Strohleichtlehmstein ist ein weiteres modernes Lehmbauprodukt auf dem Markt, das sich ebenfalls hervorragend für die Innendämmung eignet. Ein hoher Stroh- und Faseranteil ergibt einen dafür ausreichenden Dämmwert. Strohleichtlehmsteine werden in 11/2 NF angeboten (siehe auch S. 102).Auch diese Lösung bietet neben der relativ einfachen Einbauweise den Vorteil des geringen Feuchtegehalts während der Bauphase. Bereits einige Tage nach dem Einbau der Dämmschale mit Strohleichtlehmsteinen kann der Innenputz aufgetragen werden – entweder als zweilagiger Kalkputz oder als zweilagiger Lehmputz. Für die Lehmputzlösung spricht, dass man mit ihr im gleichen Materialsystem bleibt und die Vorteile des Lehmbaus voll nutzen kann. Bei der Verwendung von Kalkputz ist es ratsam, die Mauerfugen tief auszukratzen und einen zusätzlichen Putzträger aufzubringen. Bei der Lehmputzvariante sind solche Haftbrücken nicht erforderlich.Als Nachteil dieser Dämmvariante wäre die größere Schichtdicke der Dämmschale gegenüber allen anderen vorgestellten Lösungen zu nennen. Bedingt durch den geringeren Dämmwert der Strohleichtlehmsteine ist eine größere Dämmschichtdicke erforderlich, um den gewünschten U-Wert von 0,6 bis 0,7 zu erreichen.
Für den Einbau der Strohleichtlehmsteine ist ein druckfester Unterbau erforderlich. Das spezifische Gewicht der Steine entspricht ca. 1200 kg/m3 (ca. 140kg/m2 Wandfläche). Ein geeigneter Unterbau wäre
- ein massives, innen vorstehendes Kellermauerwerk,
- eine druckfest aufliegende Betonbodenplatte oder
- ein neu zu schaffender leicht bewehrter Beton-Fundamentstreifen (BxH ca. 20x30cm).Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich:
- Alle Innenwandbeläge, Dämmstoffe und Verkleidungen bis auf Lehm- oder Kalkputzschichten entfernen,
- Prüfen, ob die Ausfachungsmaterialien geeignet sind (siehe Kap. 5); andernfalls sollten sie gegen geeignete Materialien ausgetauscht werden,
- Fußbodenoberbelag im Bereich der zu dämmenden Außenwände entfernen,
- den vorhandenen Unterbau prüfen bzw. gemäß den oben genannten Vorschlägen ergänzen,
- Dielung oder Holzbalkendecken so weit öffnen, wie es die Dämmschichtdicke erfordert,
- Strohleichtlehmsteine dicht vor der Fachwerkwand mit einem Lehmmörtel aufmauern. Bei dieser Variante ist es möglich, eine Schiefstellung der Außenwände durch ein ausgleichendes Aufmauern der Dämmschale innenseitig zu mindern. Bezogen auf normale Raumhöhe sollte die Abweichung jedoch nicht mehr als 5cm betragen. Es sollten immer nur vier bis fünf Schichten in einem Zug gemauert werden. Danach muss der Lehmmörtel und die Hinterfüllung ca. zwei bis drei Tage lang antrocknen, bevor wiederum drei bis vier Schichten aufgemauert werden können. Andernfalls besteht die Gefahr des Ausbeulens der frischen Mauerschale, was auch durch die Befestigungsmittel kaum verhindert werden kann.
Maurer beim Anbringen der Innendämmung mit Strohleichtlehmsteinen
Die Dämmung der Dachbodendecke
Mit dem Dämmaufbau zu (88c) wird eine Tauwasserbildung auf der Dämmung soweit reduziert, dass auf eine Dampfbremsfolie verzichtet werden kann. Der eingebaute Lehm-estrich wirkt bereits wie eine Dampfbremse.
Mit der Variante von Abb. 88c zur Dämmung der Dachbodendecke mit Lehm, Faserdämmplatten und OSB-Platten wird eine optimale Lösung erreicht, die deutlich bessere Dämmwerte bringt – besonders auch an heißen Sommertagen. Der Tauwasserausfall in der kalten Jahreszeit wird damit weiter reduziert.
Es handelt sich um eine Auf-Boden-Dämmung, die auf einer intakten Dachbodendielung aufgebracht werden kann.Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich:
- Den vorhandenen Dielenboden mit einem 3–5 cm dicken Lehmestrich belegen, eben abreiben und trocknen lassen;
- Eine Lage Faserdämmplatten d = 4 cm ganzflächig mit einem Lehmansetzmörtel belegen und auf den trockenen Lehmestrich aufkleben;
- Eine zweite Lage Faserdämmplatten d = 4 cm fugenversetzt lose auflegen;
- Eine Lage OSB-Platten d = 15–18 mm lose auflegen und die Platten in den Fugen punktweise mit Holzleim verkleben.
7 Die Verputzarbeiten
Schon von alters her werden Fachwerkhäuser innen wie außen verputzt. Ursprünglich verwendete man Lehmputz. Außen bedeckte er die Ausfachungen, innen gefachüberdeckend die ganzen Wandflächen. Lehmputze haben an den Außenwand- und Wetterseiten jedoch einen entscheidenden Nachteil: Sie sind nicht schlagregenfest und mussten immer wieder nachgebessert werden. Deshalb verwendete man später (immerhin seit mehr als 1000 Jahren) Weißkalkputze für die Außengefachflächen und erreichte damit eine über mehrere Jahrzehnte beständige wetterfeste Schutzschicht.Seit Beginn des 19.Jahrhunderts sollte der Außenputz auch ästhetische Aufgaben erfüllen. Besonders in den Städten waren Fachwerkhäuser nicht mehr zeitgemäß und wurden gering geschätzt. Bürgerhäuser, die den Wohlstand ihres Besitzers repräsentieren sollten, wurden als Massivhäuser aus Ziegel- und Naturstein erbaut. Zum Ende des 19.Jhs. entstanden reich verzierte Stuckfassaden. Um bestehende Fachwerkhäuser dem Geschmack der Zeit anzupassen und aufzuwerten, wurden sie mit Fachwerk überdeckenden Putz- und Stuckverkleidungen versehen. Der Quaderputz war bis ins 20.Jh. eine beliebte Standardvariante. Wem dies nicht genügte, verkleidete die Fachwerk-Konstruktionen seines Hauses mit aufwändigen Stuckfassaden, profilierten Gesimsbändern, Stuckornamenten, Pfeilervorlagen und Lisenen, mit Tür- und Fensterfaschen. Imitation lag auch damals schon im Trend.
Gefache aus Leichtlehmsteinen oder mit Stakung
Kalkputze gehen mit Lehm grundsätzlich keine Verbindung oder Haftung ein. Deshalb sind Haftbrücken erforderlich. Sie werden entweder durch das Auskratzen der Mauerfugen (ca. 10–15mm tief) oder durch das Aufbringen eines zusätzlichen Putzträgers aus verrottungsfesten Materialien hergestellt. Geeignet sind Ziegeldrahtgeflecht, grobes Kunststoffgewebe oder Ähnliches.Der Innenputz
Verputzarbeiten im Innern von Fachwerkhäusern sollten sich möglichst auf die Wandflächen beschränken. Einfache einschalige Holzbalkendecken mit relativ großen Balkenabständen, wie sie in vielen Fachwerkhäusern vorkommen, sind hoch elastisch und wegen ihres Durchbiege-Verhaltens nur bedingt für das Aufbringen einer harten Putzschale geeignet. Im Gegensatz zu den einfachen einschaligen Konstruktionen wurden starre Holzbalkendecken mit engem Balkenabstand und Deckeneinschub als Putzdecken konzipiert.Bei einschaligen Holzbalkendecken sind aufwändige Hilfskonstruktionen wie z.B. eine frei schwingende Abhängung nötig, um das baldige Auftreten von Schäden wie Risse oder das Ablösen ganzer Putzteile zu vermeiden. Verkleidungen aus Gipskartonplatten oder Ähnlichem stellen hier zwar einen praktikablen Ausweg dar, allerdings passen derartige Materialien nicht so recht zu einem Fachwerkhaus.
Das Verputzen der Außenwandinnenseiten
Beim Verputzen der Innenwandflächen in Fachwerkhäusern sollte zwischen reinen Innenwandflächen und Innenseiten der Außenwände unterschieden werden. Während bei den reinen Innenwandflächen das Balkenständerwerk sichtbar bleiben kann, ist dies bei den Innenwandflächen der Außenwände wegen der aufliegenden Innendämmung nicht möglich. Die gröbere Oberflächenstruktur der Dämmung erfordert zudem einen zweilagigen Putz.Lehmputz
Alle in Kapitel 6 empfohlenen Innendämmvarianten eignen sich besonders für ein Verputzen mit einem zweilagigen Lehmputz. Die Lehmputz-Produkte werden ebenso wie die Leichtlehm-Dämmprodukte von den Lehmbaufirmen als fertige, feinkörnige Mischungen entweder als Trockenware im Papiersack oder als erdfeuchte Ware in Säcken zu 1m3 verarbeitungsfertig angeboten. Das Material muss nach Wasserzugabe nur noch angerührt werden.
Es kann natürlich auch der an Ort und Stelle vorgefundene Lehm zu einem Putzlehm aufbereitet werden. Um jedoch die richtigen Mischungsverhältnisse sowie Art und Anteil der verschiedenen Zuschlagstoffe zu ermitteln, sind neben speziellen Kenntnissen über den Umgang mit Lehm viele Versuche erforderlich. Spezielle Fachliteratur kann hier weiterhelfen (siehe S. 256).
In alten Fachwerkhäusern ist häufig alles etwas schief, unregelmäßig und nur selten gerade. Der Einbau von Eckschutzschienen ist daher nicht unbedingt zu empfehlen. Außenecken können auch durch Abrunden (ca. fingerdick) gegen Stoßschäden relativ unempfindlich gemacht werden. So angelegt passen sie ideal zum Charakter eines solchen Hauses. Schließlich ist eine gelungene Restaurierung die Summe der richtigen Details.
Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich:
- Den angerührten Lehm-Unterputz ca. 15 bis 20mm dick mit der Kelle anwerfen oder mit der Glättkelle aufziehen, danach mit einer Abziehlatte eben angleichen,
- den Unterputz ca. 2 bis 4 Wochen durchtrocknen lassen (abhängig von der Jahreszeit; bei einem stark saugenden Untergrund, z.B. bei Strohleichtlehmsteinen, ist die Trockenzeit kürzer),
- anschließend den angerührten Feinputz 5-8mm dick mit der Glättkelle aufziehen,
- nach dem Anziehen (steifer werden) des Feinputzes mit einem Filzbrett eben abreiben und – wenn gewünscht – mit der Glättkelle glätten.
Mögliche Probleme während der Trocknung
Lehmputze enthalten organische Bestandteile. Während der Trocknungszeit kann daher gelegentlich Schimmelbildung an der Oberfläche auftreten. Problematisch ist dies nicht, es deutet allerdings auf ungenügende Durchlüftung hin. Hält das Phänomen länger an oder breitet es sich aus, sollte die Trocknung besser mit einem Gebläse oder Kondensat-Trockner erfolgen. Nach dem Trocknen verschwindet Schimmelbildung von selbst und tritt auch nicht wieder auf.
Nachbehandlung von LehmputzflächenDer trockene Lehmputz ist mit Kaseinanstrichen, mit mineralischen Farben, mit Silikonharzfarben wie auch mit Dispersions- oder Ölfarben überstreichbar. Durch schichtbildende Anstriche wird allerdings die Diffusionsfähigkeit des Wandaufbaus beeinträchtigt. In noch nicht vollständig trockenem Zustand bildet er einen idealen Untergrund für Kaseinfarben (vgl. S. 237ff.), die durch die Restfeuchte im Putz umso fester abbinden. Lehmputze lassen sich auch mit Tapeten bekleben. Man kann den Lehmputz aber auch in seiner natürlichen Farbe belassen. Neuerdings werden auch farbige Lehmputze in unterschiedlichen Erdtönen angeboten.
Verputzen reiner Innenwände
Wie bereits erwähnt, können Fachwerkinnenwände entweder balkensichtig oder balkenüberdeckend verputzt werden. Bei reinen Innenwänden ist es unerheblich, ob man Lehmputz oder Kalkputz verwendet. Soll balkenüberdeckend gearbeitet werden, ist es notwendig, die Balkenflächen mit einem Putzträger zu belegen. Ein zweilagiger Putz ist dann erforderlich. Im Übrigen ist in gleicher Weise zu verfahren, wie bereits zu den Innenseiten der Außenwände beschrieben.Bei reinen Innenwänden ergeben sich beim Überdecken der Balken keine negativen Folgen. Es entsteht kein Tauwasserausfall, der die Balken schädigen könnte, und die Putzschicht wird keinen starken Spannungen ausgesetzt. Die Bewegungen der Fachwerk-Konstruktion im Innern des Hauses sind deutlich geringer als bei den Außenwänden. Sollen die Balken sichtbar bleiben, kann man einen einlagigen Lehm- oder Kalkputz auf die Gefache auftragen. Lehmputz wird, wie bereits erwähnt, als Trockenmischung angeboten. Die Gefachflächen sollte man vor dem Auftragen des Putzes nässen.
Ende der Ledeseprobe!
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