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Der Dachstuhl

Ursprünglich waren Fachwerkhäuser mit Stroh oder Reet gedeckt. Damit Niederschlagswasser schnell und für das Gebäude unschädlich abfließen konnte, waren stark geneigte Dächer mit einem deutlichen Dachüberstand erforderlich. Auch später, als überwiegend harte Deckungen bevorzugt wurden, blieb die Dachneigung mit über 50º deutlich steiler als bei heutigen Dächern. Unter den zahlreichen Dachformen begegnet man am häufigsten dem einfachen Satteldach, dem Walmdach, dem Krüppelwalmdach und dem Mansarddach.

Die hohen, wuchtigen Dachstühle erforderten viel Holz mit großen Balkenquerschnitten und -längen. Sie wurden in der Regel aus Eiche gefertigt. Man verwendete dabei Splintholzbalken, die für die Fachwerkkonstruktion weniger geeignet waren. Eiche gewährleistet

Die meistverbreiteten Dachformen bei FachwerkhäusernAbb. 99:
Die meist-verbreiteten Dachformen bei Fachwerkhäusern












eine hohe Festigkeit und Dauerhaftigkeit und ist unempfindlich gegen die meisten Holzschädlinge. Solange das Dach regendicht ist, kommt es kaum zu einem Substanz gefährdenden Befall. Selbst bei Undichtigkeiten dauert es relativ lange, bevor sich Fäulnis oder Pilzbefall bemerkbar machen.

In süddeutschen Fachwerkhäusern wurden Dachstühle vornehmlich aus Nadelholz gefertigt. Die Schadenshäufigkeit durch Fäulnis und Schädlingsbefall ist hier deutlich größer als bei den Eichenkonstruktionen.

Bei historischen Dachstuhlkonstruktionen handelt es sich grundsätzlich um solide Zimmermannswerke mit reinen Holzverbindungen. In älteren Dachstühlen aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg wurden selbst schwierigste Knotenverbindungen rein zimmermannstechnisch mit Holzverbindungen gelöst. Eisenteile findet man kaum. Später wurden bei statisch besonders beanspruchten Verbindungen gelegentlich durchgehende Eisenbolzen undZugbänder verwendet, die aber niemals bis an die Außenseite der Gebäudehülle reichten.

Damit zeichnete sich schon der Beginn des zwar langsamen, aber stetigen Niederganges der Zimmermannskunst ab, die Mitte des 20.Jh. ihren endgültigen Tiefpunkt erreicht hatte. Das Wissen um eine hoch entwickelte Handwerkskunst ging verloren. Heute bemüht man sich, dieses Wissen und die Fertigkeiten wiederzubeleben. Ein mühsames Unterfangen, das jedoch langsam Erfolge zeigt. Doch kehren wir zurück zu unserem Thema!

Die Dachstuhlkonstruktionen

Die häufigste Dachstuhlkonstruktion, besonders bei den typischen Fachwerk-Bauernhäusern, ist der Kehlbalkendachstuhl, der entweder als Satteldach oder als Krüppelwalmdach konzipiert ist. Bei den vielgeschossigen, großen Fachwerk-Bürgerhäusern ist der Pfettendachstuhl vorherrschend, entweder als Sattel-, Walm- oder Mansarddach.

Obwohl auch andere Konstruktionen anzutreffen sind, möchte ich mich auf diese beiden Standardvarianten beschränken und anhand einfacher Systemskizzen ihren Aufbau, die Ableitung der Lasten und statischen Gegebenheiten deutlich machen. Durch das Verständnis der statischen Verhältnisse lassen sich auch ohne aufwändige Berechnungen Schäden leichter erkennen bzw. vermeiden. Im Falle einer notwendigen Sanierung ist das Mitwirken eines Statikers jedoch unabdingbar.

Der Kehlbalkendachstuhl

Der Kehlbalkendachstuhl besteht statisch gesehen aus einer Anzahl von Dachstuhlgebinden, die jeweils ein geschlossenes Dreieck darstellen. Dabei werden die Schenkel des Dreiecks von den Sparren gebildet, die fest mit der Grundlinie des Dreiecks, dem Dachdeckenbalken, verbunden sind. Die Dachlasten werden über die Sparren nach unten, auf die Enden der Dachdeckenbalken geleitet, wobei die feste Holzverbindung zwischen den Balken das Auseinanderdriften der Sparren verhindert. Die Dachdeckenbalken werden zusätzlich zum Druck der Dachbodenlast, die überwiegend aus Heu und Stroh bestand, auch auf Zug beansprucht.

KehlbalkendachstuhlAbb. 100:
Der Kehlbalken-dachstuhl
1 Deckenbalken
2 Sparren
21 Aufschiebling
3 Kehlbalken
4 Hahnebalken








Durch diesen Balkenverbund können die Dachlasten ebenso wie die Deckenlasten sicher über die Fachwerkwände des Hauses und die Fundamente in den Boden abgeleitet werden. Daraus ergibt sich für die Dachdeckenbalken die Notwendigkeit,
  • sie in ihrer ganzen Länge zu erhalten,
  • den Querschnitt der Balken nicht zu mindern,
  • den kraftschlüssigen Verbund der Verbindungsknoten (Sparren – Balken – Sparren) dauerhaft zu gewährleisten (Abb. 106).
Wegen ihrer großen Längen werden die Sparren durch Querlagen (Kehlbalken) verbunden, um zu große Durchbiegungen zu vermeiden. Die oberen Querlagen im Bereich des Firsts werden Hahnebalken genannt. Darüber hinaus sind die Sparren durch dazwischen gesetzte Strebbalken oder durch untergenagelte, schräg von oben nach unten verlaufende Streblatten (Windrispen) gegen seitliche Schiefstellung gesichert.


Ende der Ledeseprobe!
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